Führung ist kein Nullsummenspiel. Es handelt sich vielmehr um ein komplexes Zusammenspiel von Kommunikation und Vertrauen. Eine Führungskraft kann hundertmal gut kommunizieren, aber wenn sie sich einmal daneben benimmt, kann das Vertrauen schnell verloren gehen. Ein einziger Vorfall, beispielsweise das öffentliche Kritisieren oder gar Anbrüllen eines Teammitglieds, kann unauslöschliche Spuren hinterlassen und das Vertrauen in die souveräne Führungskraft zerstören. Es ist bedauerlicherweise eine Tatsache, dass Menschen sich negative Erlebnisse viel besser merken als positive.
Natürlich ist es nicht zu erwarten, dass eine Führungskraft stets perfekt ist. Emotionale Schwankungen gehören zur menschlichen Natur, und das Selbstwertgefühl kann ebenfalls schwanken. Dennoch ist es von entscheidender Bedeutung, dass eine Führungskraft ihre eigenen Gefühle im Griff hat, um das Selbstwertgefühl der Geführten nicht zu verletzen. In der lateinischen Tradition wird dies als “Temperamentia” bezeichnet, also die Fähigkeit zur Mäßigung. Temperamentia ist eine der vier platonischen Kardinaltugenden und stellt eine grundlegende Voraussetzung für souveräne Führung dar.
Bedauerlicherweise erhalten Führungskräfte mit zunehmender Macht immer weniger ehrliches Feedback. Dies hat zur Folge, dass Menschen in ihrer Umgebung sich zurückziehen, Informationen zurückhalten und oft sogar kündigen. Es ist daher von größter Bedeutung, dass Führungskräfte Kollegen oder Mitarbeitende pflegen, die keine Angst davor haben, ihnen ehrlich zu sagen, wie sie nach außen wirken. Nur so können sie sicherstellen, dass sie ihrer Rolle gerecht werden. Denn niemand ist perfekt, und als Führungskraft sollte man das am besten wissen.