Herzlich willkommen in der KIBUSCH Kompetenz Küche, wo wir Rezepte für eine gelungene Entwicklung von Individuen und Organisationen für euch zubereiten. Das Rezept des Tages “Homeoffice = Einzelhaft? – Der Weg zurück ins Team”.
Transkript
Wir werden in folgender Reihenfolge vorgehen und orientieren uns dabei an folgenden drei Fragen:
- Was hat die Natur aus uns gemacht?
- Was haben wir aus der Natur gemacht?
- Was macht das mit uns?
Bei den drei Fragen legen wir ein Augenmerk auf: Welche Lösungen gibt es, damit Menschen wieder mehr Zusammenhalt haben, bessere Teamarbeit leisten können und dabei gesund bleiben?
Wenn der Mensch ein Haustier wäre, würde man die Empfehlung erhalten, dass man ihn nicht allein halten soll, so wie beispielsweise Kanarienvögel, Ratten oder Katzen. Gerade der Mensch ist von Natur aus ein Herdentier. Ursprünglich haben wir in Rotten von 25 bis 50 Individuen gelebt. Wenn eine Horde zu groß wurde, dann hat sich diese aufgeteilt und ein Teil der Gruppe ist eigene Wege gegangen – oft auch durch Gewalt, die entstanden ist. Dieses Verhalten spiegelt sich auch bei uns im Gehirn wider: Der Mensch ist so sehr auf soziales Verhalten und auf soziale Kontakte programmiert, dass das Belohnungssystem unseres Gehirns, der “Nucleus Accumbens” von Neurowissenschaftler sogar als “social brain” bezeichnet wird. Das, was Menschen also zutiefst motiviert, ist die soziale Motivation. Wir brauchen nur in die Zeitung zu schauen und stellen fest, dass fast alle Nachrichten, die wir dort erhalten, irgendetwas mit Menschen zu tun haben. Ab und zu findet man vielleicht auch mal einen Artikel über Technik, aber letztlich geht es am allermeisten um Menschen – in der Boulevardpresse sogar noch viel mehr.
Es ist also so, dass bei Menschen und auch bei anderen Säugetierarten das Bedürfnis nach sozialen Kontakten so groß ist, dass wir im Zweifel sogar auf andere Belohnungen verzichten würden. Beispielsweise ist es bei weiblichen Ratten so, dass wenn man ihnen eine Kokain Lösung anbietet und sie wählen müssen zwischen der Kokain Lösung und dem Kontakt zu ihren Neugeborenen, die weiblichen Ratten den Kontakt zu ihren Kindern suchen. Eine Ausnahme gibt es: Es sei denn sie haben die Kokain Lösung vorher bereits erhalten und kennengelernt.
Wir haben im Gehirn eigene Netzwerke, eine eigene soziale Homöostase, die uns ähnlich im Sozialverhalten steuert, wie es auch beim Hunger der Fall ist. Je deprivierter wir sind, je hungriger wir werden, desto eher gehen wir los, um etwas zu jagen. Und je länger wir keine sozialen Kontakte haben, desto stärker wird unser Bedürfnis zu anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, zu Freunden, Familie, usw.
Wenn wir jedoch sehr lange nichts gegessen haben, wie beispielsweise beim Fasten, dann kann es geschehen, dass wir tatsächlich weniger Hunger haben und nicht mehr wirklich auf der Suche nach Nahrung sind. Und etwas ganz Ähnliches passiert auch bei uns im Sozialverhalten. Das hat uns die Natur mitgegeben. Was wir aber mit der Natur gemacht haben, ist etwas anderes. Wir leben in einer Individualgesellschaft und es gab noch nie so viele Singlehaushalte wie im Moment. Und es überrascht nicht zu hören, dass es in England mittlerweile ein Ministerium für Einsamkeit gibt. Und im Juni 2022 haben wir auch in der Bundesrepublik Deutschland damit begonnen, politisch aktiv zu werden, um gegen Einsamkeit anzugehen.
Diese Einsamkeit, die soziale Isolation, die durch Corona extrem verstärkt wurde, führt dazu, dass wir jenseits unserer sozialen Homöostase, wenn die soziale Isolation zu lange andauert, sogenannte Tachykinine bilden. Tachykinine sind Peptide, die dafür sorgen, dass wir immer reizbarer werden im Kontakt zu anderen Menschen und uns gegebenenfalls sogar noch mehr zurückziehen. Das hat man vielleicht schon mal mit ärgerlichen Rentnern, die im Alltag etwas rüpelhaft auftreten, erlebt.
Warum treten Rentner hin und wieder rüpelhaft auf? Das könnte sehr gut damit zusammenhängen, dass diese Menschen einfach zu lange einsam waren. Tachykinine sorgen aber nicht nur dafür, dass wir aggressiver im Sozialverhalten werden, sondern sie führen leider auch dazu, dass wir schneller krank werden. Menschen, die einsam sind, haben einen chronisch erhöhten Pegel an Stresshormone und das, was im Alltag in der richtigen Menge sehr gesund ist, beispielsweise genügend Cortisol, um morgens aufzuwachen und energiegeladen unseren Tag zu meistern und unser Immunsystem zu stärken, wird dann irgendwann sogar zur Falle, weil wir dadurch, dass es chronisch erhöht ist, viel leichter krank werden. Außerdem erlegen wir auch leichter Infektionskrankheiten und können gar Herzinfarkte bekommen können.
Einsamkeit ist tatsächlich, was das Sterblichkeit Risiko betrifft, mittlerweile auf Augenhöhe mit dem Rauchen. Wenn man der Forschung glauben darf, dann entspricht das angeblich der Menge von 15 Zigaretten am Tag. Ob man das jetzt wirklich so genau sagen kann oder nicht, lassen wir offen. Klar ist jedenfalls, dass Einsamkeit ein hohes Risiko beherbergt. Wenn soziale Isolation zu lange andauert, fällt es den Menschen immer schwerer, in sozialen Kontakt zu treten. Ganz ähnlich wie bei einer Depression.
Und genau das ist schade, denn es sind gerade die sozialen Kontakte, dass wir mehr Serotonin ausschütten, was wiederum dazu führt, dass wir tatsächlich Stress abbauen. Eine ganze Zeit lang dachte man ja, dafür sei das Oxytocin zuständig. Aber mittlerweile geht man davon aus, dass das dann doch eher nur beim Orgasmus ausgeschüttet wird oder wenn eine Mutter die Brust gibt. Demnach scheint es sich also mehr um das Serotonin zu handeln.
Aber wie wir ja bereits aus der Forschung wissen, meint Wissenschaft vor allem, dass alte Thesen widerlegt werden. Wir dürfen also abwarten, welche Details sich noch herausstellen werden und was wir dann für wahr halten. Aber man muss eigentlich auch nicht unbedingt die Wissenschaft bemühen, um zu verstehen, dass diese Effekte gegeben sind.
Es ist etwas, was wir im Moment häufig bei unseren Kunden erleben: Bedingt durch Corona gab es mehr Homeoffice. Es gab mehr soziale Isolation. Es gab bestimmt auch Leute, die zu Hause eine Familie hatten und auch das kann anstrengend sein. Aber wie jeder weiß, ist ein virtuelles Meeting nicht vergleichbar mit einem echten Meeting. Schlimmer wird es sogar noch, wenn die Leute dann die Kameras im Meeting ausschalten. Das führt dann auch zu solchen Aussagen wie von einem Kunden kürzlich, der sagt: Naja, wenn er ins Büro kommt, ist er froh, wenn überhaupt mal jemand da ist.
Wichtig ist aber: Die sozialen Kontakte, die man da im Alltag hat, sind eben sehr motivierend. Und es ist immer mal wieder gut, wenn man beispielsweise einen Kollegen “Hallo” sagt und einen Kaffee trinkt und sich kurz austauscht. Das würde man im Falle von Videokonferenzen jedoch nicht machen. Also Sie würden wahrscheinlich nicht jemanden schreiben, ob er mal eine Videokonferenz machen möchte, um den sozialen Kontakt zu pflegen. Zugegeben ist eine Videokonferenz besser als gar kein Kontakt, aber eben halt nicht so gut wie echter. Die Mischung macht’s. Und das war vor Corona schon so. Selbstverständlich, wenn man einen guten Kontakt zu Leuten hat und führt mit diesen eine Videokonferenz durch, dann ist das zwar kein vollwertiger Ersatz, aber ein sehr gutes Arbeitsmittel. Es geht hier um die Mitte.
Was wir aber jetzt im Moment erleben bei vielen Teams ist, dass der Zusammenhalt enorm gelitten hat. Die Frage ist also: Was braucht es denn, um diesen Zusammenhalt wieder zu stärken und wieder rauszukommen aus der Einzelhaft? Wieso eigentlich Einzelhaft? Ja, Einzelhaft und da ist es auch allen klar, ist wohl eine der drakonischen Strafen, die man über einen Menschen verhängen kann.
Wir jedoch machen das sogar freiwillig mit uns selbst und das ist äußerst fragwürdig. Es ist nämlich so, dass Kunden auch sagen, dass gerade die Mitarbeitenden bei denen vorher wahrscheinlich die Identifikation mit dem Unternehmen gar nicht mehr so groß war, sich sogar noch eher zurückziehen und noch weniger motiviert sind, wieder in der Firma aufzutauchen. In den Teams, in denen ich in der letzten Zeit gearbeitet habe, war das immer wieder ein Thema.
Und zum Glück gibt es aber auch einige Teams, die jetzt angefangen haben, bestimmte Rituale wieder zu pflegen. Was für Rituale sind eigentlich nützlich? Vor allem solche bei denen es nicht nur um Freizeitaktivitäten geht. Zugegebenermaßen, eine Weihnachtsfeier oder ein Betriebsfest ist eine wichtige Veranstaltung für den sozialen Zusammenhalt. Aber wie wir alle wissen, kommen längst nicht alle Mitarbeitenden zu diesen Festivitäten.
Und das ist eben auch ein Ausdruck des Mangels an Identifikation. Um Leute zu motivieren, und das zeigt sich immer wieder, ist es wichtig, dass es tatsächlich auch ein arbeitsbezogenes Thema gibt, wenn man zusätzlich dabei oder danach gemeinsam isst oder etwas unternimmt, ist das sicherlich hilfreich. Aber um die Leute wirklich zu motivieren und den Zusammenhalt zu stärken, ist es vor allem wichtig, die Leute zu beteiligen am Finden von den Lösungen, die jetzt gefragt sind, um erfolgreich als Team zu agieren.
Und gerade in der jetzigen Zeit, wo so viel auf uns herein prasselt und so viele Veränderungen in so kurzer Zeit stattfinden und wir immer wieder neu priorisieren müssen, immer agiler werden müssen, immer flexibler sein müssen, zeigt sich auch, dass eben genau diese Meetings wo Menschen wirklich zusammenkommen und tatsächlich gemeinsam Lösungen erarbeiten, wesentlich effektiver sind als die Kommunikation mit digitalen Medien. Und auch viel motivierender.
Unsere KIBUSCH Antwort auf die derzeitige Situation ist beispielsweise unser „CO.DAPTION Konzept“ oder auch „Team Balance“. Das sind unsere Antworten auf die jetzige Zeit und die Probleme, die sie mit sich bringt. Und ich würde mich freuen, wenn jemand zu dem Thema noch mehr erfahren möchte. Wesentlich ist jedenfalls, dass die Leute mit Aufmerksamkeit versorgt werden, mit Wertschätzung und auch Führung. Remote: Sehr schwierig.
Das Wichtigste für den Homo sapiens ist tatsächlich nach wie vor der persönliche Kontakt. Und es gibt auch Hinweise darauf, dass Kommunikation eventuell sogar auf einer Ebene abläuft, wo es um Pheromone geht. Und auch darüber werden wir in Zukunft noch mehr lernen. Das heißt, dass sogar das olfaktorische System beteiligt ist. Und das macht den persönlichen Kontakt sogar noch wichtiger.
Nochmal kurz zusammengefasst: Das Wichtigste, um den Zusammenhalt zu stärken, ist, dass man sich wirklich persönlich begegnet, dass die Leute einbezogen werden in das Finden von Lösungen und tatsächlich Wertschätzung und Aufmerksamkeit in einem echten Kontext mit echten Menschen wirklich und unmittelbar erhalten.