Ausgeglichener produktiv sein: Vom inneren Kritiker zum inneren Freund, wie geht das?

Herzlich willkommen in der KIBUSCH Kompetenz Küche, wo wir Rezepte für eine gelungene Entwicklung von Individuen und Organisationen für euch zubereiten. Das Rezept des Tages “Ausgeglichener produktiv sein: „Vom inneren Kritiker zum inneren Freund, von der inneren Kritikerin zur inneren Freundin. Wie geht das?”. 

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Transkript

Herzlich willkommen zum dritten Teil der KIBUSCH Kompetenz Küche. Heute geht es darum, wie man ausgeglichener produktiv sein kann: „Vom inneren Kritiker zum inneren Freund, von der inneren Kritikerin zur inneren Freundin. Wie geht das?“ In der Psychologie es ist häufig so, dass wir gute Tipps bekommen, aber man eben nicht genau weiß, wie man das überhaupt eigentlich umsetzen soll.

Beispielsweise das Thema Selbstmitgefühl, das in aller Munde ist. Jeder hätte gerne mehr Selbstmitgefühl statt zu viel innerer Kritik. Aber es wird nie geklärt, wie man das eigentlich macht. Sehr schön, dass ich mehr Verständnis für mich haben soll, aber wie bekomme ich das eigentlich hin? Das ist hier die Frage, und der möchte ich auf psychologischem Wege einmal nachgehen und aufzeigen, welche Werkzeuge dafür geeignet sind.

Das Ganze fängt dabei an, dass schon das Wort Mitgefühl eigentlich der Klärung bedarf. Was bedeutet das für mich oder für dich? Was bedeutet es, Mitgefühl zu haben? Und ist das überhaupt das Gegenmittel der Wahl? Die Frage ist: Wenn ich jetzt sehr viel Selbstkritik tätige und mein innerer Kritiker mich dafür kritisiert, dass ich etwas nicht gut genug mache oder nicht produktiv bin, sondern mir stattdessen Sorgen mache und mich Frage, was ich eigentlich als nächstes tun soll, mich gleichzeitig noch darüber ärgere, dass ich es nicht tue?

Was ist denn dann das Gegenmittel der Wahl? Ist es das Gefühl „Mitgefühl“, also der Zustand, den ich brauche oder nicht? Mal angenommen, es wäre das Mitgefühl. Dann würde man aber klären wollen, was das eigentlich in meiner Erfahrungswelt bedeutet. Für mich persönlich ist das Mitgefühl tatsächlich eine nützliche Ressource gewesen. Aber es hat relativ lange gedauert, bis ich auf eine Erfahrung gekommen bin in meinem Innern, die für mich nützlich war.

Und für mich war ein Erlebnis, oder einige Erlebnisse mit meinem Sohn, als er noch klein war. Häufiger, wenn er wütend war und ich eben nicht wütend geworden bin, sondern weil ich ihn liebhabe, entspannt geblieben bin und eben so etwas wie ein fürsorglicher Vater war, der liebevoll und ruhig darauf reagiert hat. Was für mich passend ist, muss natürlich nicht für andere passend sein. Und da fängt das auch schon mit dem Coaching an. Gute Coaches wissen nicht, was die Lösungen sind, sondern sie können dem, der gecoacht wird helfen, eigene Lösungen zu finden, auf die Suche zu gehen nach Ressourcen, die man nutzen kann, um Lösungen zu erzeugen. Ich hatte beim letzten Mal schon über den inneren Chef, die innere Chefin gesprochen und es gibt ein gutes Dutzend psychologische Modelle, die unsere Psyche, unsere Seele in innere Anteile aufgliedern.

“Ich, Über-Ich, Es” bei Sigmund Freud, bei Friedemann Schulz von Thun gibt es das “Innere Team”. Dann haben wir natürlich auch noch den Gunther Schmidt, der spricht auch von sogenannten inneren Anteilen, die wir gerne benennen. In der Transaktionsanalyse gibt es das Kind-Ich, das Eltern-Ich und das Erwachsenen-Ich. Aber das sind natürlich alles nur Modelle und diese inneren Anteile, von denen wir sprechen, das sind ja keine kleinen Personen, die da uns wirklich innewohnen.

Sondern, das sind eigentlich bioelektrische Muster, Verhaltensmuster und an diesen bioelektrischen Mustern unseres Nervensystems hängen noch weitere Reaktionen des Körpers, bis hin zu Hormonen und ob unsere Verdauung unter Stress gestoppt wird oder nicht. Das heißt also, ein Muster bedeutet, dass sich sogar der Blutdruck verändert, der Herzschlag kann sich verändern, alles gehört zu diesem Muster dazu.

Wenn jemand zum Beispiel Angst hat, vor Leuten zu sprechen, oder eben um zurück auf das Beispiel mit der Produktivität zu gehen, wie es kürzlich bei einem Coachee von mir war, die darunter leidet, dass, wenn sie Homeoffice macht, häufig das Problem hat, dass wenn sie in einen gestressten Zustand kommt, bei ihr fühlt sich das so an, als würde ihr Magen sich verwringen, sie tatsächlich auch anfängt, sich darüber zu ärgern, dass sie nicht produktiv ist und tatsächlich ihr so viele Todos durch den Kopf gehen, dass sie gar nicht mehr weiß, wo sie anfangen soll.

Jetzt kennen wir eventuell das Problemmuster und das wollen wir genau analysieren. Wir wollen wissen, wie genau ist die Situation, was ist der Situation vielleicht vorangegangen? In welchen Situationen tritt eigentlich das Muster auf, das Problemmuster? Und wenn dieses Muster auftritt, können dabei auch mehr als ein innerer Anteil beteiligt sein. Also der innere Macher, in Ihrem Fall die innere Macherin, will vielleicht tätig werden und die innere Schweinehündin spricht dagegen.

Die innere Kritikerin beginnt drauf loszuwettern und schon sitzt man da und ist ganz blockiert und verkrampft und nichts geht mehr. Sobald man das Problem kennt und auch die körperliche Wahrnehmung dafür analysiert hat, man spricht auch gerne von somatischen Markern, das tut zumindest António R. Damásio, denn für jedes Gefühl gibt es auch eine Körperwahrnehmung und es lohnt sich, das bewusst wahrzunehmen, damit, wenn das Problem wieder auftritt, wir es bewusst wahrnehmen und eben trainieren können, stattdessen unsere Lösungsmuster zu entwickeln.

Im letzten Coaching ist mir das zum Glück mit meinem Coachee gelungen, denn es ist erstaunlich häufig so, dass wenn man ein Problemmuster hat, und man fragt sich, ob es schon mal eine Ausnahme in einer ähnlichen Situation gab, den Menschen tatsächlich häufig etwas einfällt.

Und bei ihr war es auch so und kaum sprach sie über Erlebnisse, wo ihr die Dinge leicht von der Hand gingen, hat sich ihre Körpersprache geöffnet, das Gesicht war entspannter, die Stimme war entspannter und sie war insgesamt in einem ganz anderen Zustand. Wenn man also den Lösungszustand kennt und man hat den Problemzustand analysiert, ist man schon einen großen Schritt weiter.

Wir haben dann eine Übung gemacht und es gibt verschiedene Übungen, mit denen man sich annähern kann und unterschiedliche Stile mit denen Coaches arbeiten. Wir haben jedenfalls mit einem Problem- und einem Lösungsstuhl gearbeitet. Das bedeutet, sie hat sich auf den Problemstuhl gesetzt, also wirklich auf einen anderen Stuhl gesetzt und hat sich in ihr Problemmuster begeben. Absichtlich an eine Situation erinnert, wo ihr Magen sich verwrungen hat.

Wo sie zu Hause im Homeoffice war, wo nichts ging und dann zu wechseln auf den Lösungsstuhl, wo sie die andere Ressource angezapft hatte, sich in den Lösungszustand begeben hat. Und das haben wir dann ein paarmal durchgespielt, damit sie den Unterschied zwischen dem Problemmuster und dem Lösungsmuster gut spüren kann und haben dann das Lösungsmuster geankert.

Da gibt es auch verschiedene Techniken. Wir haben mit einem Körper Anker gearbeitet und das hat bei ihr sehr gut funktioniert. Sie fasst sich also mit der einen Hand um das andere Handgelenk und hatte daran die Lösung gekoppelt. Damit ist es aber nicht getan und es ist häufig so, wenn man psychologisch arbeitet, dass man nicht von einem Moment zum nächsten plötzlich alles, was jemals ein Problem war, wegzaubern kann, sondern es auch üben muss.

Und wie Gunther Schmidt sagt, es dauert oft eine Zeit lang, bis das Lösungsmuster dann auch zum Marktführer wird. Das ist normal, dass man ab und zu rückfällig wird. Und an der Stelle möchte ich gerne einen kleinen Vergleich zum Sport machen. Ich bin ursprünglich Sportwissenschaftler und hatte die Ehre mit einigen sehr erfolgreichen Tischtennisspielern zu arbeiten und auch mit Tischtennisspielerinnen viel zu tun zu haben.

Und da ist es so, dass man das Verhalten, also das Verhaltensmuster bei Spielen ja sehr gut sogar beobachten kann. Es war motorisch, also Tischtennisspielerinnen und -spieler haben oft einen ganz eigenen Stil und auch eine ganz eigene Technik. Und in bestimmten Spielsituationen reagieren diese Spielerinnen oder Spieler auf ihre eigene ihnen typische Art und Weise. Und gerade auch bei den Profis ist es so, dass die immer wieder versuchen, ihre Schwächen auszumerzen und ihre Stärken zu stärken.

In der Wettkampfphase wird nicht so viel an Schwächen gearbeitet, aber in der Offseason konzentriert man sich darauf, dass man bestimmte Muster, in diesem Fall motorische Muster, bearbeitet. Aber es gibt natürlich auch psychische Muster im Wettkampf, die damit zusammenhängen. Die lasse ich jetzt mal außen vor, aber das in bestimmten Spielsituationen beispielsweise ein Rückhand-Topspin, ein Vorhand-Topspin. Man könnte jetzt auch die Technik in einem anderen Sport sein anders motorisch realisiert wird als vorher. Und dann dauert das eine ganze Zeit lang die neue Technik zu üben, bis sie das ist, was man dann stabil nennt. Und das ist genau das Gleiche wie bei dem Marktführer.

Lernprozesse meinen immer auch einen neuronalen Vorgang und um da solide voranzukommen, muss man dafür sorgen, das Lösungsmuster zu trainieren. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Hebbsche Gesetz, das da sagt: „Neurons that fire together, wire together“, also Neuronen Nervenzellen, die gemeinsam feuern, feuern zukünftig immer häufiger gleichzeitig.

Also wenn Nervenzelle A und Nervenzelle B gleichzeitig feuern, feuern sie in der Zukunft häufiger gemeinsam. Das heißt, wenn ich also ein Problemmuster habe, und wenn das Problem auftritt, und ich nehme es wahr, aktiviere ich das neue Lösungsmuster, das es vorher nicht gab, dann kann es passieren, dass irgendwann das Lösungsmuster immer aktiver wird und das Problemmuster immer mehr abnimmt.

Wenn man auf diese Art und Weise an sich arbeitet, muss man allerdings auch immer mal wieder überprüfen, ob die Lösungen, die man erarbeitet hat, auch tatsächlich greifen und nicht Teil des Problemmusters werden. Es kann natürlich auch passieren, dass jemand und das sieht man ja sehr häufig, wenn Leute abnehmen wollen, dass sie schon zig Versuche unternommen haben, aber alles, was sie sich an neuem Verhalten zulegen, wird eigentlich nur zum Teil des eigenen Komplexes.

Und letztendlich hält man sich selbst auf, weil man bleibt, wer man ist und doch nicht abnimmt. Diese Gefahr muss man im Blick haben. Man muss immer gucken, ob die Lösungen, die man entwickelt, tatsächlich auch zur Lösung führen. Wenn sie dies tun, ist es gut, wenn nicht, muss man nach neuen Lösungen suchen und dabei muss man auch kreativ sein.

Und auch wenn man die richtige Lösung gefunden hat, braucht man eine gewisse Geduld. Also jetzt motorisch betrachtet, habe ich mal, ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht, aber gelesen, man müsste 600-mal eine neue Bewegung machen im Sport, um eine alte zu überschreiben. Ich lasse das mal dahingestellt. Tatsache ist jedenfalls, um alte Muster zu überschreiben, brauchen wir eine gewisse Übung und dafür eben auch eine gewisse Geduld.

Das waren für mich heute so die wichtigsten Punkte, die ich euch gerne mitgeben wollte und vielleicht habt ihr auch Lust, euch mal auf die Suche zu machen nach euren Ressourcen für bestimmte Problemmuster Und wenn ihr auch zu den Leuten gehört, die zu stark zur Selbstkritik neigen und nicht das Gefühl haben, dass es sie produktiver macht, dann wäre es spannend herauszufinden, was eure Ausnahmen waren, wann es denn gut klappt, wie sich das anfühlt, in welchen Kontexten das eigentlich auftritt und in einem anderen Teil möchte ich dann gerne auch noch mehr über das Thema Kontexte sagen.

Denn tatsächlich ist es manchmal auch hilfreich, einfach den Kontext zu wechseln. Es gibt beispielsweise Leute die, wenn sie ein Konzept schreiben müssen, das nicht im Büro hinbekommen, sondern viel besser in einem Café. Und es gab auch mal einen Hochspringer, der hat draußen immer viel bessere Leistungen gebracht als in der Halle. Hochspringer, springen zwar allgemein draußen höher als in der Halle, aber bei ihm war der Unterschied sehr groß. Und irgendwann hat man in der Halle einen großen Ventilator aufgestellt und siehe da, er ist spontan höher gesprungen. Da reden wir allerdings über Konditionierungen, da gibt es auch einiges Interessantes zu sagen, was man aus dem Profigolf lernen kann. Ich hoffe, ich habe euch neugierig darauf gemacht und will mich für heute verabschieden.

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WEITERE SPANNENDE IMPULSE